Am vorletzten Tag eines Schwerwettertörns, das ist ein Montag, erlebten wir Folgendes: Du wirst gefordert
Zu sechst, mehr sind beim Schwerwettertörn nicht an Bord, segelten wir rund Fünen im Uhrzeigersinn. Heute starten wir in Svendborg. Bei starkem bis stürmischen S-SW-Wind wählen wir folgende Route: Svendborgsund - Kleiner Belt - nördlich rund Alsen - Alsfjord - Alssund - Sonderborg (46 Seemeilen). Bei diesem Wetter ist das sinnvoller als gegen Wind, Seegang und Strom im Kleinen Belt nach Süden zu kreuzen und dann Alsen südlich zu runden.
Jetzt ist die West-Ecke von Alsen querab. Vor uns öffnet sich der Alsfjord. Es beginnt zu regnen, und es wird pottendunkel. Die Yacht fällt ab, die Segel werden gefiert und mit rauschender Fahrt segeln wir ins schwarze Loch. Längst läuft der Radar. Der Kurs zum Wegpunkt wird von der Navigation unter Deck ständig kontrolliert. Der erfahrene Rudergänger steuert hervorragend. Der Seegang ist jetzt weg, wir schießen nur so dahin. Eine Böe heult im Rigg, das seitlich und achtern ablaufende Wasser zischt. Backbord kommt die Beleuchtung des kleinen Fähranlegers in Sicht. Genau eine Straßenlaterne leuchtet in den schräg dahin fliegenden Regenschauer. Es ist gespenstisch und menschenleer. Wir fallen noch ab und weiter geht der irre Ritt. Angestrengt halten wir Ausguck. Sie müsste jetzt in Sicht kommen und tatsächlich vor uns erscheint die schwache Kennung der Gefahrentonne. Wir zählen: Funkel 9, alles klar!
An der Tonne angekommen bergen wir die Segel und unter Motor fahren wir in den spärlich befeuerten Alsfjord. Jetzt ist das Team am Radar noch mal gefordert. Von hier kommen die Kursanweisungen, denn die meisten Tonnen sind unbeleuchtet und der Sund ist jetzt bei Nacht doch ganz schön schmal geworden. Jeweils eine Kabellänge vorher gibt es die letzte Warnung, der Scheinwerfer geht an und der Ausguck sieht die Reflexionen der Katzenaugen an der Besentonne: „Alles klar, die ist gut Backbord“.
Weiter geht`s! Nach 45 Minuten erreichen wir Sonderborg. Die Klappbrücke ist für heute geschlossen und wir machen nördlich fest. Wir sind die einzige Yacht im Hafen. Es ist 21:30 Uhr, die Heizung läuft, der Skipper brät das 300 Gramm Rumpsteak. Medium bitte! Welchen Wein dazu? Heute nehmen wir den alten Rioja Reserva!
Dann kommt der Wetterbericht: S-SW 6-7, schnell rechtdrehend, zunehmend 7-8, schwere Schauerböen. Wieso hören wir den eigentlich, wir segeln doch sowieso bei fast jedem Wetter ....
|
|